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Jürg Grossen wirbt für «Gebäudetechnikgipfel»

Um die Kräfte auf nationaler Ebene zu bündeln und alle Stakeholder der Branche abzuholen, schlägt Nationalrat Jürg Grossen (GLP) die Einberufung eines «Gipfels der Gebäudetechnik» vor. Der Präsident der Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände (KGTV) präsentierte an der Plenarversammlung in Zug zudem das neue Strategiepapier. Es formuliert konkrete Ziele und Massnahmen und definiert die übergeordnete Vision eines erneuerbar betriebenen Gebäudeparks. 

Die Gebäude gehören zu den grossen Energieverbrauchern und Emittenten von klimawirksamen Gasen. Die Schweiz ist vom Klimawandel aufgrund ihrer Topographie doppelt betroffen. Um das Versprechen des Pariser Klimaabkommens einzulösen und die Energiestrategie 2050 erfolgreich umzusetzen, muss die Gebäudetechnikbranche ihren Beitrag leisten, indem sie intelligente Lösungen zur Emissionsreduktion entwickelt und die Chancen der erneuerbaren Energieproduktion nutzt. Mit diesen Worten umschreibt das neue Strategiepapier der KGTV die Ausgangssituation und die Herausforderungen der kommenden Jahre. 

Neues Strategiepapier 

«Unsere Vision lautet: den Schweizer Gebäudepark mit Erneuerbaren Energien zu betreiben. Die KGTV wird alles daran setzen, um diese Vision zu verwirklichen», sagte Jürg Grossen anlässlich der Herbst-Plenarversammlung vom 14. November auf dem Siemens Campus in Zug. Das vom Vorstand in Arbeitsgruppen erarbeitete und genehmigte Strategiepapier definiert über diese Gesamtvision hinaus zusätzliche Missionen und Ziele. Zu den Missionen zählen: eine stärkere Vernetzung der Branchenverbände, die Positionierung der KGTV als Kompetenz- und Anlaufstelle für Politik und Behörden sowie die Sensibilisierung und Mobilisierung der Stakeholder im Gebäudesektor. Zur konkreten Ausgestaltung formuliert das Papier vier Ziele: 1) die Gebäudetechnikbranche auf die öffentliche Agenda bringen; 2) die Bekanntheit des Dachverbands bei Politikern und Behörden steigern; 3) eine gemeinsame Branchenidentität schaffen; und 4) neue Mitglieder für die Ziele der KGTV gewinnen. 

Die Zusammenarbeit mit den Behörden funktioniere recht gut. Jetzt müssten Anstrengungen unternommen werden, um die Gebäudetechnik in den übergeordneten Gesetzen zu verankern und die Branche verstärkt in den Fokus der Medien zu rücken. Das Thema müsse Teil der öffentlichen Agenda sein, sagte Grossen. Zwei Ziele hob der KGTVPräsident in seiner Begrüssungsrede hervor: die Schaffung einer gemeinsamen Branchenidentität und die Sensibilisierung aller Beteiligten. Hierbei sei es von entscheidender Relevanz, dass diese Anliegen bis in die untersten Bereiche der Unternehmen und Verbände vorstiessen. «Wenn es uns als Gebäudetechnikverbände nicht gelingt, diese Denkart dem Installateur draussen auf dem Feld klarzumachen, werden wir unsere Vision verfehlen.» In diesem Sinne sprach sich Grossen dezidiert dafür aus, dass die KGTV positive Botschaften transportiere. Mit Furcht und Angst die Menschen von der Notwendigkeit der Energiewende zu überzeugen, sei keine Option. 

Neue Dynamik in der Politik 

Die Grüne Partei hatte nach den eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober einen «Klimagipfel» angekündigt. Diese Idee griff Grossen auf und sprach sich für die Veranstaltung eines «Gipfels der Gebäudetechnik» aus, um möglichst alle Stakeholder der Branche abzuholen. Zwar wisse er aus eigener Erfahrung, dass solche Initiativen zur Kooperation unter Verbänden an Partikularinteressen scheitern könnten. Trotzdem gab er sich optimistisch: Denn heute stünden an den Entscheidungshebeln der Verbände neue Leute. Ausserdem seien in der politischen Grosswetterlage einschneidende Veränderungen eingetreten. Im Zeichen der sogenannten «grünen Welle» äusserte Grossen die Hoffnung, dass sich auf breiter Front eine konstruktive Einstellung im Hinblick auf die Ziele der Energiewende bei den führenden Köpfen der Branche durchsetze. Mit dem grossen Wirbel, den die Parlamentswahlen in der Schweizer Politik ausgelöst hätten, werde im Bundeshaus ein neuer Wind wehen und eine neue Dynamik entstehen, die auch die Verbände nicht länger ignorieren könnten. 

Aktionen und Massnahmen 

Etwas eingehender mit den im Strategiepapier vereinbarten Zielen und deren konkreten Umsetzung befasste sich Vorstandsmitglied und EIT.swiss-Direktor Simon Hämmerli, indem er auf die vom Vorstand erarbeitete Massnahmen- und Aktionsmatrix einging. Dabei betonte er den Nutzen einer Fokussierung auf gemeinsame Aktionen, die Notwendigkeit eines Ausbaus der Medienpräsenz und die Bedeutung des Kompetenznachweises gegenüber Dritten. Schliesslich äusserte er den Wunsch, den Informationsaustausch unter den Mitgliedern mit Hilfe der Matrix besser zu koordinieren und damit die Schlagkraft der KGTV zu erhöhen. «Wenn einer nach rechts ruft und der andere nach links, dann werden wir keine Aufmerksamkeit erzeugen; dann ist die Gebäudetechnik als solches fürs Publikum nicht fassbar», mahnte Hämmerli. 

Akquirierung von Neumitgliedern 

Über die Akquirierung von Neumitgliedern berichtete KGTV-Vorstandsmitglied Stephan Peterhans, Geschäftsführer der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz (FWS). Es sei wichtig, am Ball zu bleiben, die Fühler auszustrecken, um das Netzwerk auszubauen sowie neue Zusammenarbeiten aufzugleisen. Erste Kontakte mit Verbänden seien geknüpft worden. Gespräche über eine Mitgliedschaft würden unter anderem geführt mit dem Verein für die Energienutzung aus Abwasser, Abfall, Abwärme und Trinkwasser (InfraWatt), dem Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE) und der Schweizerischen Vereinigung für Geothermie (Geothermie Schweiz). In Zug stellten sich zudem vier Verbandsvertreter vor: Florian Landolt von der Schweizer Licht Gesellschaft (SLG), Andreas Hurni vom Verband Fernwärme Schweiz (VFS) und Enrico Ravasio von der Schweizerischen Vereinigung von Firmen für Wasser- und Schwimmbadtechnik (Aqua Suisse), die alle eine Mitgliedschaft bei der KGTV in Erwägung ziehen, sowie Michael Widmer von der Interessengemeinschaft Sonnenschutz, deren Entschluss zum Beitritt bereits feststeht. EnergieSchweiz mit neuer Programmstrategie Als Hauptgastredner der Plenarversammlung wurde Patrick Kutschera vom Bundesamt für Energie eingeladen. Der Geschäftsführer von EnergieSchweiz stellte die Programmstrategie von 2021 bis 2030 vor und ging auf den spezifischen Beitrag ein, den die Gebäudetechnik leisten kann. Die Energie könne nicht mehr abgekoppelt von der CO2- Problematik thematisiert werden, sagte Kutschera. Gleichzeitig rief er in Erinnerung, dass die Schweiz direkte Emissionen im Umfang von 47,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verursache (Daten von 2017). «Wir Schweizer sind mit einem recht grossen Fussabdruck unterwegs. Er ist viel grösser als derjenige der Afrikaner oder Chinesen.» Um das NettoNull-Ziel bis 2050 zu erreichen, müsse der Gebäudesektor jährlich 30 000 fossil betriebene Heizungen durch erneuerbare Systeme ersetzen, was ungefähr einer Verdreifachung der heutigen Kapazitäten entspreche.

Im Anschluss befasste sich Kutschera mit der neuen Programmstrategie, die optimiert und flexibilisiert worden sei. Sie trage der Tatsache Rechnung, dass man sich heute viel stärker in einem dynamischen Umfeld bewege. Mit Rücksicht auf diese erhöhte Dynamik seien die Massnahmen generischer definiert worden, um auch kurzfristig auf Veränderungen reagieren zu können. Auch zur Informationsstrategie äusserte sich der Walliser Ingenieur: «Information ist dann effektiv, wenn eine Verhaltensänderung bewirkt wird. Oder wie die Amerikaner zu sagen pflegen: to get more bang for the buck (mehr für sein Geld kriegen).» In dieser Hinsicht sei es wesentlich, die Zielgruppen ganz genau zu verstehen. Nur so könne eine Systematik entwickelt werden. Diese veranschaulichte Kutschera anhand einer Grafik mit vier Quadranten und zwei Vektoren, die stellvertretend für das Bewusstsein und die Bereitschaft zum Handeln stehen. Nur wenn die Zielgruppe diese beiden Voraussetzungen gleichzeitig erfülle, könne eine Verhaltensänderung eintreten. 

Programm «Erneuerbar Heizen» 

EnergieSchweiz betreut in Zusammenarbeit mit externen Partnern rund 800 Projekte und Programme. Vor den versammelten Branchenvertretern ging Kutschera auf das Programm «Erneuerbar Heizen» ein. Es erfüllt einen gesetzlichen Auftrag und bezweckt, die Wechselraten beim Ersatz von fossilen Heizungen durch erneuerbare zu erhöhen. Die Zielgruppe umfasst sowohl private als auch institutionelle Gebäudebesitzer. Im Rahmen einer Verhaltensmessung habe sich gezeigt, dass zwar ein generelles Bewusstsein für den CO2-Effekt des Heizens bestehe, der eigene Beitrag jedoch als nicht signifikant eingeschätzt werde. Erklären lasse sich diese Diskordanz mit einem Informationsdefizit. Um hier eine nachhaltige Verhaltensänderung zu bewirken, müssten die Entscheidungsträger richtig informiert werden. Gegenwärtig sei es so, dass über die Hälfte der Gebäudebesitzer bei einem anstehenden Ersatz gar nicht erst prüfe, ob es zu fossilen Heizungen überhaupt Alternativen gebe, obschon erneuerbare Systeme ein sehr gutes Kosten-NutzenVerhältnis aufwiesen. Diese Situation müsse geändert werden. «Wir müssen die Heizung aus dem Keller holen und ins Bewusstsein der Menschen bringen», forderte Kutschera. Startschuss für die im Rahmen des Programms umzusetzenden Kommunikationsmassnahmen wird die Swissbau 2020 in Basel sein. 

Zu Gast bei Siemens 

Gastgeber der diesjährigen Plenarversammlung war Vorstandsmitglied Jürgen Baumann, Energie- und Digitalexperte bei Siemens Schweiz sowie Vertreter des Mitgliedervereins Gruppe der Schweizerischen Gebäude-Industrie (GSGI). In einem Rundgang führte er die Teilnehmenden durch das Spark Innovation Center, ein Forschungszentrum mit innovativer Ausstattung, einem Auditorium, einer Kaffee-Ecke und zahlreichen Arbeitsräumen. Nach dem Gastreferat hatten die Versammlungsteilnehmenden zudem die Gelegenheit zum Ideen- und Gedankenaustausch im «WorldCafé» des Siemens Inspiration Center. Bereits zu Beginn der Veranstaltung gab es einen Besuch im Experience Center. In einem Saal, bestückt mit 80 Monitoren sowie mit Nebel- und Duftdüsen, tauchten die Besucherinnen und Besucher in die Erlebniswelt von Siemens ein. Moderiert wurde die Animationsshow aus Bild und Ton von Achim Schäpper, Leiter des Inspiration & Convention Center. Aufgezeigt wurden die Möglichkeiten von Siemens Smart Infrastructure. Auch der Kampagnenfilm «Creating environments that care» wurde visioniert. Moderator Schäpper griff dabei aktuelle Megatrends wie dezentrale Stromversorgung und Smart Grid auf.